„Die Kinder auf dem Weg ein Stück begleiten“
Morgens, wenn Bartosz an seinen Arbeitsplatz kommt, gibt es erst mal ein „High Five“. Für alle. Damit sie wissen, dass er da ist und damit er weiß, wer von „seinen“ Kindern da ist. Und dann beginnt das Gewusel. Jetzt ist er der Manager, der alle Fragen gleichzeitig beantworten muss. „Darf ich nach draußen?“, „Darf ich die Puppe haben?“ „Darf ich in den Ruheraum?“ „Was machen wir als Nächstes?“ Bartosz nimmt es mit Humor und veräppelt „seine“ Kinder auch manchmal gerne. Die wissen das schon und nehmen es ihm nicht übel. Der 35-Jährige betreut als Erzieher in einer evangelischen Kindertagesstätte in Düsseldorf die ganz Kleinen; ab 4 Monaten kommen sie schon in seine Obhut. Er sagt, hier in der Kindertagesstätte sei jeder Tag ein glücklicher Tag für ihn. Er kommt mit einem Lächeln zur Arbeit und nimmt das Lächeln auch wieder mit nach Hause, denn er liebt seinen Job.
Genauso wie seine Kollegin Elke, die ihren Beruf schon seit 25 Jahren voller Überzeugung und Freude ausübt. „Jeder Tag ist anders“, sagt Elke. Natürlich gebe es feste Eckpunkte, die sich wiederholen: Der Morgenkreis, das Frühstück, das Mittagessen.. aber das ganze übrige Programm wird bestimmt von der Stimmung und den Ideen der Kleinen und von Elkes Kreativität. Sie genießt die Freiheit, jeden Tag entscheiden zu dürfen, wie sie den Tag gestaltet. Ist es ein Fest, das vorbereitet wird, wird gebastelt oder gespielt oder muss die Gruppe sich draußen austoben?
„Alles, was man als ErzieherIn gibt, bekommt man auch zurück.“
Mit viel Empathie und Fingerspitzengefühl stellt sich Elke jeden Tag auf die Kleinen ein. Sie sagt, dass sei keineswegs eine einseitige Beziehung. Die Kinder merken auch, wie es ihr geht und fragen danach. „Alles, was man als ErzieherIn gibt, bekommt man auch zurück.“ sagt Elke. Manchmal sogar nach Jahren. Einige ihrer Schützlinge kehrten als Praktikant:Innen zu ihr in die Kindertagesstätte zurück. Schön, wenn man weiß, was später aus den kleinen Menschen wird. Elke möchte ihnen etwas mitgeben. Sie möchte ihnen Handwerkszeug geben fürs Leben. Vor allem Selbstvertrauen und die Fähigkeit, sich selbst helfen zu können. Die Fähigkeit, sich abgrenzen zu können von Dingen und Menschen die ihnen nicht gut tun, auch das sei wichtig, sagt Elke. „Sie brauchen ein Standing, um gut durch die Schulzeit zu kommen, auch neue Freundschaften finden zu können.“
Freundlich und weltoffen aufwachsen
Bartosz will, dass die Kinder vor allem freundlich und weltoffen aufwachsen. Für ihn muss nicht Blau die „Jungsfarbe“ und Rosa die „Mädchenfarbe“ sein. Diese Weltoffenheit berührt auch religiöse Themen. Christliche Werte sind der selbstverständliche Grundton hier in der Kita, zum Beispiel werden christliche Feste besprochen und gefeiert, aber die Kinder lernen: „Alle sind gleich, alle haben die gleichen Rechte“. Zum Beispiel wird dann mit den muslimischen Kindern in den Gruppen besprochen, welche Feste sie feiern, was gegessen wird und ob sie Geschenke bekommen oder nicht. Elke sagt „Wir leben Toleranz, wir sind alle gleich gut, egal was jemand mitbringt, kann oder nicht kann, wenn jemand was nicht gut kann, dann wird er darin unterstützt.“
„Wir sind die Familie außerhalb der Familie“
Elke und Bartosz sehen sich als Erzieher:Innen in einer wichtigen Funktion, allein schon, weil die Kinder so viel Zeit mit ihnen verbringen. Manche bleiben Tag für Tag sieben bis acht Stunden bei ihnen. „Und es ist die Zeit, die die Eltern nicht haben, die wir den Kindern geben. Wir sind die Familie außerhalb der Familie.“ sagt Bartosz. Wenn die Kinder ihnen Vertrauen schenken und die Eltern froh sind, dass die Kinder bei ihnen sind, dann weiß man, man hat alles richtig gemacht, sagt Bartosz. Und Elke ist immer besonders berührt, wenn ein schüchternes, zurückhaltendes Kind auf einmal aus sich herauskommt, mitspielt, laut wird. Zeichen von Vertrauen. „Dann haben wir es gut gemacht“ sagt Elke und lächelt.